28.04.2017 Logrono-Najera (Bus)



Moin! Trotz Wanderstillstand schreibe ich weiter, weil auch das Busfahren offensichtlich ab jetzt zu meinem Camino gehört. Hatte ich mir zwar alles etwas anders vorgestellt, aber in den Knochen steckt man halt nicht drin.
Das Knie hat sich von den Schmerzen her soweit beruhigt, dass ich die Nacht mal ohne ständig wach zu werden, fast durchschlafen konnte. Belastbar ist das Teil leider weiterhin nicht wirklich. Bergauf und geradeaus geht gerade so, aber bergab geht immer noch nicht. Treppen steigen geht nur immer mit links zuerst und das rechte dann hinterher. Anders ist es leider nicht möglich, aber man kommt vorwärts. Da ich schon um 6:00 Uhr wach bin und mir klar ist, dass ich noch mindestens einen Tag Pause benötigen werde, schaue ich kurz nach Bussen zum nächsten Etappenziel in Najera. 7:30 Uhr ist Abfahrt. Na, mal gut, dass der Busbahnhof hier in der Straße ist. Noch 1/2 Stunde dösen und mal eine Übernachtung in Najera klar machen. 19 Euro! Das kann ja wieder was werden! Echt komisch, was bei Booking sich so als Hotel ausgibt! Kurz vor 7 Uhr mache ich mich also auf den Weg und wundere mich erneut über diesen Fahrstuhl hier im Haus, der ist so klein, dass ich mit meinem Rucksack rückwärts reingehen muss, um vernünftig wieder raus zu kommen...
Ticket nach Najera 1,71€ und der Bus fährt auch schon etwas füher ab. Mit 'pünktlich' haben die das hier wohl wirklich nicht so. Also lieber immer +/- 15 Minuten einplanen. Angekommen in Najera und ich bin erstmal erschrocken, wie kalt es hier auf einmal ist. Ein Gebirge in der Nähe mit reichlich Schnee oben drauf wird wohl nicht der Grund dafür sein, aber die Autos, die hier parken, haben alle die Scheiben zugefroren.


Nach Rücksprache mit dem Hotel ??? kann ich wohl ab ca. 10:30 Uhr da schon rein. Sie meldet sich dann, sobald es soweit ist. Also mal auf die Suche nach einem Arzt machen. Ist ja genug Zeit, um mal mein Knie untersuchen zu lassen. Entweder, man findet nichts, oder die, die man dann gefunden hat, haben geschlossen. Wenn man da erstmal hin geeiert ist! Nee, dann erstmal einen Kaffee und einen Platz mit Sonne suchen! Nach einem Arzt kann ich ja noch später im Hotel fragen.



Nach einigen Telefonaten mit zuhause merkt man doch erst, wie sehr einem das vertraute Umfeld und die Familie fehlt. Solange der Plan so läuft wie geplant, ist alles gut. Aber dieses Warten, bis man wieder starten kann, ist echt zermürbend. Wenn ich mir sicher wäre, meinem Knie nicht dauerhaft zu schaden, würde ich lieber täglich weiter 10 Stunden für 20-25km brauchen, als dieses rumsitzen und nicht wissen wie es sinnvoll weiter geht. Da fühlt man sich nur einsam und niedergeschlagen. Als ich auf dem Weg war, hatte ich da gar keine Zeit zu!

Ich will zumindest irgendwie in Santiago ankommen und muss jetzt erstmal schauen, wie ich das am besten machen kann. Also, damit es hier nicht nur nervig wird und immer diese (zumindest gestern und heute) komischen Unterkünfte (als Hotel möchte ich das nichts bezeichnen)! Morgen werde ich direkt nach Burgos fahren. Dort angekommen habe ich ein 40 m² Apartement direkt in der Stadt mit Küche und allem. Auf die Art komme ich mal auf andere Gedanken und überspringe zwar so vier Etappen, hoffe aber am Montag wieder soweit fit zu sein, dass ich eventuell mit Gepäcktransport - um das Knie noch mehr zu schonen - ab Burgos einfach wieder neu einsteigen kann.

Ich muss jetzt einfach mal auf den Körper hören und dem Knie etwas Zeit geben.



Und Micaela hat hier ihren eigenen Laden!  Ja, warum sagt sie mir das denn nicht?

Das hier in Najera ist echt wieder toll. Irgendeine Wohnung ist mal wieder als Unterkunft für diverse Leute umfunktioniert worden und Micaela hat nix gesagt, denn der Laden ist unten im Haus. Wer hier noch alles so lebt, kommt oder wie auch immer, davon habe ich keine Ahnung. Ich weiß nur, dass mein Zimmer nicht abzuschließen ist und ich mir schon einen Plan ausgedacht habe: mit dem Wäschständer die Tür blockieren... wo bin ich hier nur wieder gelandet?!

Egal! Um so mehr freue ich mich auf mein Apartement morgen in Burgos.



So soll es aussehen! Da kann ich dann auch mal zwei Tage abwarten und hoffen, dass es besser wird.


15:00 Uhr! Mir fällt die Decke auf den Kopf. Ich muss hier raus und einen Doc suchen, der mir hilft, wieder in Gang zu kommen. Also raus! Mein bisschen Spanisch sammeln und schonmal die passenden Sätze bereit legen. Ehe ich mich versehe, bin ich nach 20 min und dreimal fragen am "Centro de Salud", also Krankenhaus. Okay, der Vordereingang ist zu. Ein spanischer Opa erzählt mir etwas von Notaufnahme links um die Ecke. Das ist schnell gefunden und selbst hier geht die AOK-Kassen-Karte. Muss nix bezahlen und werde sehr nett behandelt. Komisch, wie schlecht selbst die Ärzte hier Englisch können. Klappt aber ganz gut! Im Behandlungsraum steht ein Spender mit Einweg-Rasierern und ich frage, ob ich einen haben könnte. Wow, mein Glückstag! Das Jucken im Gesicht hat bald ein Ende!

Vier Tage Ruhe, einen Kompressions-Verband und reichlich Tabletten sollen dafür sorgen, dass ich in ein paar Tagen wieder fit bin. Na dann kann mein Plan mit Burgos und Montag auf Halbflamme doch noch klappen. Sind zwar nur zwei Tage aber die beiden davor mitgezählt, dann passt das schon!

Einen Stempel für meinen Pilgerausweis haben die leider nicht. Den hätte ich echt gut gefunden! Jetzt fühle ich mich etwas besser! Ein Bier in einer Bar, meinen Stempel für heute holen und kurz durch die Altstadt zurück ins "Hotel" :-) 



Statistik heute, nur die kurze Fassung, da ich ohne Wandern auch keine GPS Daten aufgezeichnet habe.

Meine Uhr meldet.

Strecke: 13 km

Schritte: 10712


Na, ob das mal so stimmt...