27.04.2017 Torres del Rio - Logrono (Bus)



Wat ne Nacht! Das Knie hält einen sehr gut wach. Jeder Versuch, sich umzudrehen, lässt einen ganz lauten Wecker klingeln.

Naja, und die gestern noch erwähnte Pilgerautobahn habe ich auch gefunden. Geht direkt unter meinen Fenster lang! Ich bin ja nun irgendwo auf dem Weg und nicht an einem offiziellen Etappenziel, 8km vorher Los Arcos war für die meisten Pilger gestern das Ziel. Ab 7:20 Uhr ging es dann los und ab 9:50 Uhr wurde es deutlich ruhiger. In kleineren Gruppen und ab und an alleine kommen die Pilger ohne Pause direkt an meinem Fenster vorbei. Für die Strecke braucht man, selbst wenn man schnell ist, 1,5 Stunden. Also sind die ab 5:50 Uhr unterwegs! Das muss ja ganz toll sein... Als Erster los, als Erster ankommen! Da kommt von mir erneut das Gefühl eines Wettbewerbes auf. Immer wieder liest und hört man ja auch in Gesprächen: "Wie lange hast du gebraucht?", "Wie schwer ist dein Rucksack?", "Meine Stöcke sind die leichtesten, die es gibt!", "Was willst du mit der Isomatte?" und so weiter. Oft wird verglichen und gegeneinander abgewogen. Zeitvergleich ist aber auch immer wieder mal ganz wichtig.
!!!JEDER SOLL DEN WEG DOCH BITTE GEHEN, WIE ER WILL!!! 
Aber bitte nicht, ohne sich dem Urteil der anderen zu stellen. So scheint es hier leider allzu oft ein wenig durch!
So wie Nobby den einen Tag meinte:"Schau mal, die! Bei dem kleinen Rucksack lassen die ihr Gepäck doch transpotieren. Das gilt doch gar nicht!"

Wer bestimmt denn, was gilt?
Gibt es eventuell irgendwo ein Buch "DAS RICHTIGE PILGERN"?
Oder wird man von der Pilgerpolizei eingesperrt, wenn man sich an ??? - ja an was denn, zum Geier, hält oder nicht hält?!
Ich habe ja noch Strecke und Tage genug, um mehr darüber zu erfahren, was hier den Weg wirklich ausmacht. Faszinierend ist es auf jeden Fall: die Menschen jeden Alters und jeder Nation hier zu sehen, die sich scheinbar aus dem Alltag heraus einfach so auf den Jakobsweg einlassen, mit allem was er ihnen bietet oder eben nicht bietet. Irgendwie gelingt mir das noch nicht so ganz - unabhängig von meinen Beschwerden... 

Weiter mit dem Tag 7 und leider keine Idee, wie es weiter geht heute. Ich habe mir ein paar Optionen zusammen gestellt und weiß kein bisschen, was ich machen soll. Ich wollte den Weg gerne komplett gehen, aber 3 Tage mit dem Knie ist echt genug gewesen und so langsam sollte ich mal anfangen auf meinen Körper zu hören.

Es gibt hier einen Bus nach Logrono. Den um 9:00 Uhr hab ich verpasst und den um 15:00 Uhr könnte ich nehmen. Ich wäre dann gegen 15:25 Uhr in Logrono :-) Unglaublich, wie schnell man so eine Strecke machen kann...

Oder ich fahre gleich nach Najero und mache dort zwei Tage Pause, um richtig fit zu werden...

Oder zu Fuß nur bis Viana?! Das sind 11 Kilometer, um mal zu testen, ob mein Bein sich mit etwas weniger Strecke und  Belastung auch während des Laufens erholt.


???


Egal, ich muss eh gleich aus dem Hotel raus. Es ist jetzt 10:45 Uhr. Bewegen kann ich mich ganz gut. Am Knöchel hab ich meine Bandage, die ich zur Sicherheit mitgenommen hatte. Also erstmal packen, auschecken, was zu Essen besorgen (das brauche ich so oder so) und dann entscheide ich, wie es heute weiter geht.

Bis später.

 

Puh das ging ja jetzt "Hau Ruck" mit der Entscheidung! Der junge Mann von der Rezeption erklärt mir kurz die Etappe. Er winkt dabei aber ab und zeigt auf mein Knie. Der hat mir gestern auch den Schlüssel gegeben und gesehen wie ich angekommen bin. Er erzählt etwas von Autobus und 11:20 Uhr "no creo". Okay, er ist sich also nicht sicher, ob da einer kommt. Dann habe ich  ja noch Zeit zum entscheiden und ich will erst kurz schauen,wo die Haltestelle denn ist. 11:20 Uhr ist eh schon durch... 

Während ich da so sitze und über die letzten Tage nachdenke, kommt der Bus und hält auf der anderen Straßenseite... Shit, wie soll ich da denn jetzt so schnell rüber kommen? Ich gebe alles und muss echt klasse ausgesehen haben - wie ich da so zum Bus hineiere und immer mit meinem Hut winke, damit der Fahrer sieht, dass da noch einer mit will.

Puh, geklappt! 2,30 EURO.

Pünktlich sind die ja nicht, aber mir soll es Recht sein. Ich sitze im Bus und das fühlt sich gar nicht so schlecht an, wie ich dachte. Ist auch gut zu sehen, wie viele Rucksäcke da im Bauch vom Bus so neben meinem Rucksack liegen. 



Ein paar Bilder kann man ja auch aus dem Bus machen. Immer auf den Spuren der Pilger, die hier die Strecke wirklich immer mal links und rechts begleiten. Der Pfad für die Pilger kreuzt einige Male die Straße und ist fast immer irgendwo zu sehen. Am Anfang von Logrono bin ich echt froh, hier nicht einlaufen zu müssen. Denn Logrono ist nicht klein (glaube so 120.000 Einwohner) und zu den schönen Städten in Spanien gehört Logrono für mich schon mal gar nicht. Nach den Tagen in den Dörfern und in der Natur ist die Stadt einfach nur laut und hässlich. Am Busbahnhof angekommen, spricht mich noch ein Spanier aus dem Bus an, der sich gerade seinen Rucksack aufsetzt. Ob ich auch Probleme habe!? Ein richtiges Gespräch entsteht aber nicht, da er offensichtlich nur Spanisch spricht und mein Mix nicht ganz so verständlich für ihn ist.

OK, auf zum Hotel. Hatte ich ja auch schon reserviert 25 Euro die Nacht. Ich erwarte nicht viel! Mal schauen, wie weit es noch ist. 

Etwas schwer zu finden, da sich die Pension in einem Mietshaus befindet und auf einer Klingel im 7. Stock anstelle von einem Namen PENSION steht... Da musste ich erst jemanden fragen, der aus dem Haus kam. Das Zimmer ist mit ca. 6m² okay jür die eine Nacht zum Ausruhen und gesund werden wird es reichen. Jetzt nur noch was zu Essen besorgen und dann ausruhen und überlegen, wie es weiter geht.



Hunger! 13:00 Uhr, nix gegessen! Keine Küche und zu kaputt, um Essen zu gehen. Das ist dann nicht so einfach!

Man schaut im Supermarkt nach Packungsgröße, was man auch aufessen kann. Ich wollte Käse, aber alles so große Packungen! Echt nicht einfach so! Und meine 6m² Zelle macht es dann auch nicht leichter. Gehen kann man nicht, und Urlaub geht definitiv anders! Da komme ich mir eher vor wie im Knast! Man kann nicht raus, weiß nicht, was kommt und kann erstmal nur die Zeit abwarten.

Einen Plan für morgen habe ich jetzt keinen. Das Etappenziel wären 29 Kilometer. Da glaube ich nicht dran, da meine Erkältung sich auch immer mehr ausbreitet. Schauen wir mal! Ich laufe nicht mit der Nase! Wie es mit den Beinen morgen ist, das weiß ich auch erst morgen. Also wird heute nichts weiter geplant.


Ach ja! Trotz allem gab es auch heute ein wenig Strecke. Die  Etappe hatte 21km, aber zwischen Hotel und Bus usw. kommt dann eben doch einiges zusammen. Also auch hier wieder die Statistik.


Strecke: 5,7km

Zeit: 2:16

Schritte: 6875

Höhe: 86m

Blasen: 0


N8