14.05.2017 Riego de Ambros - Camponaraya



Schritte: 25.344
Strecke: 22,1km
Zeit: 6:53
Höhe: 133 m hoch  588 m runter
Blasen: 0

Hellhörig die Herberge! Hier ist trotz Ohrenstöpsel, wenn alle zeitgleich aufbrechen nicht an Weiterschlafen zu denken. Also ein wenig dösen und um 7:10 Uhr gebe ich auf und mache mich auch fertig zum Abmarsch. Aber die Herberge war wirklich schön, einfach aber mit viel besonderem Flair, hier würde ich jederzeit wieder einkehren.
Kaum bin ich auf dem Weg, höre ich meinen Namen mit deutlichem NY-Dilekt.
Okay, auch nicht schlecht! Jo und Ashley aus der Nähe von New York die ich gestern kennen gelernt habe sind knapp hinter mir. Es gab wohl noch eine Pension im Ort, die auch nicht so teuer gewesen sein soll. So machen wir uns also zusammen an den Abstieg. An einer Wiese mit riesigen Esskastanienbäumen treffen wir auch noch den jungen Deutschen von gestern (Name weiß ich leider nicht). Die beiden aus den USA kennen ihn schon von vor zwei Tagen; und so sind wir jetzt zu viert. Auch mal sehr schön, in einer Gruppe auf dem Weg unterwegs zu sein. 


Der Weg nach Molaniseca hat es wirklich in sich. Stellenweise klettert man hier schon hinunter, mit Normalem gehen, oder wandern, hat das nicht so viel gemeinsam. Es geht über große Steinplatten und Geröll durch einen einmaligen Wald. Es duftet hier nach Kräutern und Blumen, die auch den Weg säumen. Zitronenmelisse, Salbei usw. wächst hier in Massen, und der Ausblick den man auf diesem Abschnitt hier hat, ist jeden Schritt wert!

Das ist genau das, was ich mir vorher zuhause in Gedanken vorgestellt hatte, als ich mal so überlegt hab, "wie der Weg wohl so sein wird".



In Molaniseca trinke ich kurz an der ersten Bar einen Kaffee. Die anderen drei wollen paar Meter weiter in einer Bar frühstücken. Tja, erst 4,5 km auf dem Tacho!  Also für mich noch zu früh und so geht es den Weg getrennt weiter.

Molaniseca ist ein wirklich schönes Fleckchen auf dem Weg und auch ein sehr toller Platz um einen Stop oder am besten eine Übernachtung einzuplanen. Eigentlich auch Schade, das ich meine festen Regeln (nicht vor 5 Km Frühstück) nicht mal brechen kann, aber da denke ich auch immer erst später dran, wenn ich so alleine durch die Gegend gehe.




Am Ortsende treffe ich auf einen Storch, also ist Zeit für das Storchfoto.

Die anderen Störche saßen hinter Ponferada auf einem Fußballplatz auf allen Scheinwerfermasten.

Also eine Tages Zusammenfassung der Störche.



Der Weg nach Ponferada wird ein wenig zur Quälerei, da mein linkes Bein unten, vorne, zwischen Fuß und Schienenbein irgendwie nicht so mitspielt wie bisher.

Der Weg hat auch hier zwei Varianten. Ich erfahre aber leider erst davon, als ich schon am Ende der 2 km längeren Strecke bin... Und das mit dem Fuß, der Heute mal wieder nicht so begeistert ist, durch die Gegend laufen zu müssen. Die 2 km hätte ich mir heute gerne erspart.



Ponferada mit der alten Templerburg ist sicher mal einen ausgedehnten Besuch wert, aber heute bitte nur schnell ein paar Fotos und weiter. Die 2 Km mehr, links um Ponferada herum, war keine so schöne Strecke, da hätte ich mal lieber direkt der Hauptstraße in den Ort rein folgen sollen.

Ich hab jetzt auch irgendwie keine Lust mehr auf Sightseeingtour, Egal wie ansprechend der Ort auch ist, aber hier werde ich sicher irgendwann nochmal einen ausgedehnten Aufenthalt machen.



Auf dem Weg weiter zu meinem Tagesziel, und nur knapp hinter der Burg, sehe ich den ersten Pfeil auf dem Camino, mit dem ich jetzt so richtig etwas anfangen kann...

Okay, es liegt ja fast auf dem Weg - und was ist schon eine Minute!


Also zu Fuß sind das in etwa 20 Minuten, wenn man etwas lahm ist!

Aber es hat sich gelohnt.

Ein wenig den Geschmack von zuhause und etwas Erinnerung an die Zeit ohne den Camino, bringt so ein Burger von McDonalds mit sich.



Einen Burger (zuhause hätte ich 2-3 gegessen) und mal wieder etwas Hirnfrost später bin ich komplett allein auf weiter Strecke. Irgendwie verirrt sich hier wohl eher selten ein Pilger. Naja, der Camino führt auf der anderen Seite hinaus aus der Stadt zum Tagesziel. Hier hat man es also geschafft einen Weg nicht an der Straße zu finden und dann gehe ich freiwillig doch wieder mit den Autos. Ich beschließe, einfach den direkten Weg immer geradeaus zu gehen. Laut Maps sollen das 7 km sein. Aus Ponferada werden auf dem Weg zwei andere Orte, obwohl die Häuser und Restaurants und Bars und Geschäfte und Lampen und, und, und nie aufhören. Es wird also nicht langweilig.

Auf der Hälfte des Weges mache ich mal ein Foto in beide Richtungen.



7 Kilometer...


Irgendwann geht es ein paar hundert Meter nach links und mein Zimmer ist erreicht. Auf dem Weg bin ich an 4-5 Pulperias vorbei gekommen und habe mich ein wenig geärgert, bei Mc Donald's gewesen zu sein. Obwohl: von hier bis Santiago ist Pulpo sozusagen das Nationalgericht. Da werde ich schon noch genug von bekommen.


Das Hotel und damit auch das Zimmer ist mit Code 1236 schnell bezogen, Schlüssel hängt am Brett und zur Zeit scheint das ganze Haus noch leer zu sein. Check-in soll erst gegen 18:00 Uhr sein, also habe ich genug Zeit für die große Wäsche.

Wenn man sich selber nicht mehr riechen kann, dann sollte man eigentlich vorgestern schon gewaschen haben.

Also müssen auch beide Hosen und Jacken dran glauben! Auf dem Dachboden ist ein Trockenraum. Also schnell zuerst die kurze Hose waschen und auch gleich aufhängen. Erst dann den Rest bearbeiten und anschließend selber baden.

Bis man eine Fleece-Jacke per Hand gewaschen hat, vergeht schon eine ganz schöne Zeit - und was ist das für ein Brocken!? Die saugt ja Wasser auf wie ein Schwamm!

Bringe alles auf den Boden und die Kurze ist schon halbwegs trocken genug, um mich darin auf zum wohlverdienten Bier zu machen.

Nach fünf Minuten kommen auch Joe und Ashley auf die Bar zu und setzen sich zu mir. Wir trinken noch zwei Bier und quatschen - soweit ich den Dialekt von Joe verstehen kann.

Joe ist auch in Freizeit-Kleidung unterwegs und mit Latschen. Man hat also freien Blick auf die Füße! Und die von ihm auf dem Weg schon beschriebenen Blasen kann man jetzt alle sehen.

Ist auch nicht schlimm! Hier auf dem Weg ist das ein ganz normales Thema, welches man täglich hört und sieht.

Aber das: Eine handtellergroße Blase, in der sich eine halbe handtellergroße Blase befindet, in der eine daumengroße Blase ist!

Ich sage nur erstaunt: "You have a blister in a blister in a blister!".

"Yes, man!"

Was bin ich froh, nicht von Blasen betroffen zu sein!

Dann kommt noch der Deutsche von heute Morgen an unseren Tisch, über den wir auch gerade gesprochen hatte, Joe wollte wissen ob ich (wenn ich es richtig verstanden habe) Randy gesehen habe... hmm komischer Name für einen Deutschen. Er hat leider kein Bett mehr in der Herberge im Ort bekommen. Die ist voll und er möchte wissen, wo wir untergekommen sind. Er ist auch etwas verwundert, warum wir schon alle seit gut drei Stunden hier sind. Er macht sich dann bald weiter auf die Suche nach einem Bett für die Nacht. 


Zum Check-in kurz zurück ins Hotel, Stempel in den Pilgerpass, 20 Euro für Zimmer mit Frühstück bezahlen und auf in den Ort, um ein Restaurant mit Pilgermenü zu suchen. Der Besitzer vom Hotel hat zwei Restaurants empfohlen, also auf in das, was dichter ist.

Da sitzen auch schon Joe und Ashley mit Tom (71) aus Australien. Sie winken mich zu sich und so wird es vom Verständnis für mich manchmal doch ein etwas schwerer Abend. Die Stimmung ist toll, die Flasche Rotwein kann ich mir mit Joe teilen und das Essen ist großartig. 10,50 Euro für drei Gänge - bei denen es immer drei Varianten zur Auswahl gab und Wein... 

Das hat jetzt den Schnitt der von mir gegessenen Pilgermenüs deutlich verbessert. Es steht jetzt 3:4 für Gut:Schlecht. Also kann ich ruhig weiter testen, wenn ich einfach nur auf mein Bauchgefühl höre.

Morgen haben wir wieder das selbe Ziel, aber die beiden wollen so gegen 7 Uhr los - und da drehe ich mich, da hier keiner mit Tüten raschelt, noch zehnmal um.


Morgen kommt dann auch die Frage:

Camino Duro (der harte Weg) -  ja oder nein?

Landschaftlich sollte man eigentlich den Duro gehen, aber das Höhenprofil im Vergleich zur normalen Strecke sieht nicht so verlockend aus.

Aber der Duro ist ein Abschnitt, den ich auf jeden Fall gehen wollte. Schauen wir mal, was der linke Fuß (bzw. unteres Schienbein) morgen sagt.  



N8