04.05.2017 Itero de la Vega - Villalcazar de Sirga



Schritte: 37.315
Strecke: 30,3 km
Höhe 11ST. 156 m - flach kann ich sehr gut :-)
Zeit: 7:49
Blasen: 0

So, na denn mal los! Die Statistik zeigt ja, dass ich mein Tagesziel offensichtlich erreicht habe. Aber der Weg dahin muss nicht ein zweites Mal gegangen werden!


Am frühen Morgen, war nur noch der Franzose ein älterer Herr und ich in dem Zimmer, von den zwei Frauen fehlte jede Spur. Ich weiß ja nicht wie laut ich schnarche, aber die beiden anderen Herren könnten das ganz gut, besonders der Franzose, was nach dem ganzen Rotwein ja auch nicht verwunderlich ist. Die haben wohl in der Nacht die Flucht ergriffen und auf andere Betten in ruhigeren Zimmern gewechselt.

Als ich mich als letzter auf den Weg mache geht es Heute eigentlich ganz nett los! Ein kleiner Kegelberg ist mit einem ganz gemütlichem Anstieg der erste Teil auf dem Weg nach Boadilo de blablabla (ich kann mir beim besten WIllen die Namen hier nicht merken). 

An der Spitze angekommen, kann man die Kirche schon von weitem gut erkennen. 

Aber auch das haben die Dörfer hier fast alle gemeinsam, immer taucht zuerst die Kirchturmspitze auf.

In BlaBla angekommen bin ich erstmal erstaunt, dass sich allen Ernstes an jeder Ecke der Kirche acht bis mehr (ich kann nicht alle Ecken einsehen) Storchenpaare das Gebäude teilen. Auf dem Dach geht es zu wie auf dem Bahnhof! Ein Vadder Storch nach dem anderen kommt mit Baumaterial angeflogen und wird mit Klappern empfangen...


Heute will ich versuchen so weit wie möglich zu kommen, da laut meinen Unterlagen Morgen ein Stück kommt, was 18 Km lang und ohne irgendeinen Ort oder Geschäft auf den 18 Km auskommt. Also macht es Sinn das Stück vor den 18 Km so klein wie möglich zu machen.



Im Ort auf der Suche nach einem Café finde ich nur eine Pilgerherberge, in der aber niemand zu sein scheint. Ich habe diese Herberge schon ein paar mal vorher gesehen - zuletzt auf Tele5 bei OGOT old guys on Tour, wo ein paar alte Showhasen von Sat1 und RTL den Pilgerweg gegangen sind und auch in dieser Herberge übernachtet haben. 

Kurz nach dem Ort trifft man dann auf einen alte Kanal, der für die Schiffahrt mal angelegt wurde und heute nur noch zur Bewässerung der Felder herangezogen wird. Der Kanal ist nicht viel breiter als bei uns die Gerdau. Das müssen recht kleine Boote damals gewesen sein. Den Kanal folge ich bis Fromista und muss auf der Strecke feststellen... das sieht hier aus wie zuhause. Oben bei Bauer Heuer irgendwo zwischen den Feldern sind die gleichen Bäume usw.

Fromista erreicht man dann durch Überqueren des Kanals an der Schleuse... Na, wie da Boote geschleust werden sollen, ist mir ein Rätsel! Aber ich gebe auch nur weiter, was da stand (Schleuse eben).



Da haben sich mal wieder die falschen Fotos eingeschlichen:

Die zwei Störche gehören noch nach BlaBla.


Fromista ist nicht so klein wie die meisten Orte, durch die ich so komme. Viel los ist hier dennoch nicht.

Supermarkt, Brunnen, Apotheke haben sie hier, also ist für mich alles Wichtige dabei.

Im Supermarkt Essen für den Weg besorgen: Müsli-Riegel, Brot, Wurst und unglaublich Nudelsalat - den musste ich mitnehmen. Carbs für den Weg!

Der Brunnen ist im Zentrum der Mini-Stadt. Als ich meine Flasche Wasser fülle, kommt der Australier von gestern und wir tauschen uns kurz über Knie und seine Beschwerden aus. Er kommt aus der Apotheke und hat Voltaren dabei. Er bleibt heute hier. Für ihn war das Stück genug! Nur blöd, 11:20 Uhr und die Herberge öffnet erst um 13:00 Uhr. Renate aus Hannover (die war gestern Abend auch beim Essen) ist auch mit einmal da und meint gleich (da mein Einkauf noch so da lag): "Mensch, den Nudelsalat musst du aber auch gleich aufessen! Da ist Mayo dran, der wird sonst schlecht!". Jo, dafür hab ich ihn ja auch gekauft! Will nur erst einpacken, dann zur Apotheke und dann ein paar Meter zurück! Da war eine Bank im Schatten.

Sie hat auch Hummeln im Hintern, will unbedingt gleich weiter! Im nächsten Ort ist sie mit einer Freundin verabredet, die dort mit dem Taxi hingefahren ist (weil sie wohl nicht mehr laufen kann, soll ja vorkommen...). Da wollen die dann bleiben. So, jetzt aber ab in die Apotheke - irgend etwas zum eincremen kaufen, was kühlt.

Der Apotheker wittert sein großes Geschäft! Er will mir Bandagen für fast alle Gliedmaßen andrehen und Votaren usw. 

Er kappiert es nicht! Ich will nichts gegen die Schmerzen! Die brauche ich, damit ich weiß, wann ich aufhören muss mit laufen! Und Bandagen hätte ich vor vier Tagen gerne gekauft, aber doch bitte jetzt nicht mehr! Zudem will er mir für meinen Fuß auch eine geben (präventiv, präventiv, präventiv...iss ja gut). DIE hatte ich dabei -  und in Burgos nach Hause geschickt.

Ich will doch nur was für abends zum Erholen. Nur für danach! Das kann doch nicht so schwer sein!?

Irgendwann hab ich dann endlich, was ich möchte und kann mich zu meiner Bank im Schatten begeben und über den Nudelsalat her machen.

Nach Fromista beginnt die sogenannte 'Pilgerautobahn'. Der Weg ging jahrelang direkt auf der Straße entlang. Durch zahlreiche Todesopfer wurde irgendwann der Weg daneben für die Pilger gebaut.

 




Ja, und nu wirds echt langweilig! Es geht nur an der Straße entlang und dann auch noch kaum Autos! Je weiter ich komme, umso weniger Pilger sind auf dem Weg. Im nächsten Ort soll es eine Variante geben, die an einem Bach entlang führt - aber dafür 800m länger ist. Ja nee, iss klar! Ich und freiwilig länger! Zumal man dabei nur auf einen Ort trifft bis Villalcazar de Sierga und auf der Autobahn sind es zwei Orte. Noch weiß ich nicht, wie weit ich komme.

Also weiter diesen tollen Weg! Kommt einem vor, als wenn man den Radweg bis nach Bodenteich läuft, der aber die Form der Route 66 hat: IMMER NUR GERADEAUS!

Boah, ist das öde! 

Alle 80 Schritte (ich hab es irgendwann mal gezählt) bleibe ich stehen, drehe mich um, schaue wieder nach vorne und sage "Och, nöööö!"



Ich kann nicht mehr und will im nächsten Ort stoppen. Die fast 5 km will ich nicht mehr!

Villacentro de Campos hat nur eine Herberge, die sich im Führer ganz witzig liest. Holzhütten im Garten für jeweils bis zu zwei Schnarcher, und auch Zelte sind dort im Angebot. Die Schnarchhütten kann man schon von weitem sehen. Im Garten begrüßen einen Gänse und Esel... ja, und ein Schild mit dem Text "The Paradise without WIFI"! Okay, dann bin ich raus! Was sind auch schon weitere 5 Kilometer :-)

Heftig, langweilig und anstrengend sind die! Die Waden machen bald dicht und das Laufen wird immer eieriger und unkontrollierter... was macht man nicht alles für Internet????

Ne ne, es geht auch mal ohne, aber die Herberge war nix für mich und man will sich ja auch wohl fühlen.



Iss ja bald geschafft! Die Kirche kann ich ja schon sehen :-)


Alberge Don Camino ist am Ortsausgang, kurz bevor es wieder auf die Pilgerautobahn geht. Netter Laden mit gemülichem Innenhof und Einzelzimmer für 25 Euro - geht doch!

Also das täglich Programm:

1. Bier

2. Zimmer - Sachen ausbreiten und sortieren

3. Duschen und Wäsche wechseln

4. Wäsche waschen und aufhängen

5. Bier und etwas zu Essen (Bocadillo oder was sonst so da ist)


Okay, duschen musste heute leider ausfallen, da es eine Badewanne gab :-) - wie geil ist das denn!? Und ich hab meine Quietscheente nicht dabei!

Zu essen hatten sie Sopa Castellana, warme Suppe mit Brot. Boah, wat lecker!

Schreiben geht bei dem WLAN hier irgendwie gar nicht! Da hätte ich auch bei den Eseln und Schnarcherhütten bleiben können! Egal, dann aufs Zimmer - hab ja 1GB im Ausland. Es muss dann mal wieder so gehen!

Auf ein Menü habe ich heute überhaupt keine Lust. Nicht schon wieder eine Vorstellungsrunde und gemeinsames Essen von 19:00 - 20:30 Uhr. Nach 30km brauche ich meine Ruhe und will keinen mehr sehen. Essen mache ich mir nachher selber, habe ja noch zweimal Astronautenfutter dabei.



Essen im Bett!!! Das Zeug war ja beim Probeessen schon lecker, aber wenn man nix anderes hat - und dann Beef Stroganoff bekommt, ist das der Oberhit.


Nobby ist mir dicht auf den Fersen. Wir schreiben ab und an mal per WhatsApp. Er wollte heute in BlaBla bleiben, hat da aber nix Gescheites bekommen. Also ist er weiter nach Fromista. Gerade mal 14 km! Aber er hatte heute 35 km und will morgen nur 20 km laufen - und nicht dann noch die 18 km dranhängen. Das wird ihm sonst zuviel. Na dann muss unser Wiedersehen eben noch etwas warten.


Ja, und ich gehe dann morgen nach Calzadilla de la Cueza. Das sollten so 23 km sein.


N8