22.05.2017 O Pedruzo - Santiago de Comostela



Die letzte Statistik!

Schritte: 28.637
Strecke: 23 km 
Zeit: 6:20
Höhe: 351 m hoch 406 m runter
Blasen: 0

In Anbetracht der letzten Etappe merke ich Heute doch sehr deutlich, dass mein Körper schon im 'Parkmodus' unterwegs ist.
So lahm und kaputt habe ich mich an keinem anderen Tag beim aufstehen gefühlt.

Und was ich an Schlaf nachzuholen habe, merke ich auch erst jetzt, einen Tag später, während ich das hier schreibe. Habe acht Stunden geschlafen. Der Wecker klingelte um 7:30 Uhr. Ich möchte ja noch die Compostela holen. Kaum zurück, schlafe ich sofort für weitere vier Stunden ein.

Mir geht es gut. Das Apartment ist sehr schön es liegt super Zentral, die Waschmaschine läuft und der letzte Tag wird später genauer beschrieben. Hier ist jetzt erstmal nur ausruhen, entspannen und Santiago erkunden angesagt.


Und das spätere beschreiben vom letzten Tag musste dann auch über 3 Monate auf sich warten lassen. Die paar Notizen in meinem kleinen blauen Tagebuch helfen mir jetzt dabei, diese Seite abzuschließen.

Der Tag beginnt recht unspektakulär, ein wenig innere Aufregung verspüre ich schon, aber an sich ist es fast wie immer.
Okay, die Wäsche hab ich seit 3 Tagen nicht mehr gewaschen und ziehe jetzt meine letzten sauberen Sachen an. Sobald ich angekommenen bin, muss ich mir was neues holen, ich kann und will die Sachen vorerst nicht mehr sehen.
Wir sammeln uns vor dem Hotel und wollen irgendwo auf dem Weg zusammen Kaffee trinken, also geht es erstmal los.
Auch Heute ist zuerst vom Ansturm der Pilger nicht viel zu merken, aber das wird sich sehr schnell noch ändern.


Der Weg ist nach kurzer Zeit dann doch deutlich mehr gefüllt als die anderen Tage. Wir kommen Normal voran und es fühlt sich total komisch an, wenn man weiß, das in ein paar Stunden dieses außergewöhnliche Abenteuer zuende geht. Okay, ich hab noch paar Tage Zeit in Santiago und im Anschuss treffe ich endlich meinen Hasen in Barcelona wieder. Also ist noch genug Zeit bis mich der Alltag zurück bekommt, aber der Camino und das tägliche laufen, hat ab Morgen ein Ende.

Na iss ja erst Morgen soweit. Wir kommen an eine größere Bar wo schon einige Pilger pausieren, hier treffe ich schon die ersten bekannte Gesichter wieder. Toll, schon hier wird es sehr emotional.

Der Weg wird immer voller, mittlerweile sind auch Reisegruppen auf den letzten paar Kilometern unterwegs. Es kommen noch ein paar kleine aufs und abs und Eukalyptuswälder führen einen auch direkt am Flughafen von Santiago vorbei. An einer Bar trennen wir uns kurz und ich gehe nach dem auffüllen meiner Wasserflasche erstmal alleine weiter. Wir wollen zusammen auf den Platz einlaufen also werden wir uns kurz vorher spätestens irgendwo treffen.

Die Flipflops scheuern ein wenig und so gehe ich mal ein paar Kilometer Barfuß, was auch sehr gut funktioniert. Tja meine Füße machen das eben einfach, die haben bis hier wirklich einmalig mit gemacht. Eine Reisegruppe aus Spanien, alle in weißen Oberteilen füllen den Weg noch mehr. Eine andere Reisegruppe von "Mein Schiff" begleitet mich jetzt schon seit paar Stunden immer mal vor oder hinter mir. Mit einem Mann aus der Gruppe komme ich ins Gespräch. Er ist sehr interessiert daran alles zu erfahren, was man so auf dem Camino erleben kann. Kreuzfahrten hatte ich ja auch so schon einige gemacht und auch nach Santiago hat mich vor Jahren mal die AIDA gebracht. So haben wir für ein paar Kilometer viele gemeinsame Themen.
15 Kilometer gehen die als geführte Gruppe immer der Reiseleitung folgend bis zur Kathedrale um so das Gefühl vom Camino Frances aufzusaugen...

Ohne Worte!

Er kann ja nix dafür, aber mit was die da den Paxen noch versuchen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Den Weg findet er Landschaftlich ja auch so toll, er hätte gar nicht gedacht das es hier so schön ist. Unglaublich, ich versuche noch zu erklären, das dass hier nix besonderes ist (Flugplatz und beginnender Vorort von Santiago eben) und das dass auch nix mit dem eigentlichem Weg zu tun hat...
Ich muss hier weg! Ich verabschiede mich und gebe mal ein wenig Gas.



Immer dichter komme ich so auf den letzten Schritten meiner letzten Etappenziel entgegen und merke die innere Unruhe die mich auf meinem letzten Tag schon seit dem Aufstehen begleitet. Ich komme an einer RIESIGEN Herberge vorbei, die sich Terassenartig Links vom Weg nach Santiago den Berg Weg herunter über mehrer Hundert Meter lang erstreckt. Wohncontainer reiht sich an Wohncontainer, hier müssen mehrere Hundert wenn nicht sogar in die Tausende an Pilgern schlafen können. Die Massen, wenn diese Herberge geöffnet hat, möchte ich nicht erleben.


Hier scheint jetzt gleich hinter einer Brücke mit alten Holzbalken auf dem Fußgängerweg Santiage zu beginnen. Ich wechsele nach der Brücke wieder auf die Flipflops, bin lange genug Barfuß gelaufen. An einer großen Verkehrsinsel steht ein Schild mit Santiago, an dem viele Schlösser hängen, die man ja mittlerweile in jeder Großstadt and den Brücken sehen kann. 
Ja und hier setze ich mich kurz um etwas zur Ruhe zu kommen, Kleinigkeit essen und ärgere mich kurz darauf, das ich nicht gleich ein Foto von mir vor dem Schild gemacht hatte. Reisegruppe "mein Schiff" hat mich eingeholt und jetzt heißt es Schlange stehen um ein Foto machen zu können... 
Ohne Worte! Da stehen Pilger, die wer weiß wieviele Kilometer und Tage hier her gelaufen sind und einer Reisgruppe blockiert das Schild für eine gefühlte Ewigkeit. Egal ich hab Zeit und die Ruhe weg. Nach dem Foto geht es weiter Richtung Kathedrale und einer Bar zum warten auf Diane und Johannes. Das Wetter ist Hitze pur und keine Wolke ist in Sicht, allem Pilgern sieht man irgendwie die Aufregung an. Nach etlichen Bars finde ich eine die mir gut gefällt und so sitzt, das ich den Weg sehr Weit einsehen kann. Also Pause! Bierchen und mal schauen was es so als Häppchen dazu gibt.


Nach 20 Minuten kommen die beiden langsam in Sicht und nach weiteren 20 Minuten gemeinsamer Pause, starten wir zum Finale.
Je dichter ich der Altstadt komme und hier und da so einige Ecken erblicke, an die ich mich noch gut erinnern kann, da wir vor Jahren mal mit Ela und Justin hier schon durch die Straßen gegangen sind. Ja je dichter ich komme um so mehr spielen meine Gefühle und Gedanken verrückt. Traurigkeit zieht immer mal kurz auf und die Eindrücke auf den letzten Metern sind erdrückend.
Ja und dann sehe ich den Platz von wo aus man am Ende den Durchgang zur Kathedrale und eben auch schon die Kathedrale von Hinten oder der Seite sehen kann... da hinten geht es gleich durch, nur noch paar Meter
...
...
Wow puh, wir sind zwar zu dritt aber ich bin so mit mir und den letzten Metern beschäftigt das ich gar nicht wirklich merke hier zu dritt unterwegs zu sein. Die letzten Meter und Minuten hole ich die Kamera raus und halte den Moment fest.
Und dann ist man da...
Die Gefühle in diesem Augenblick nach der Zeit kann man hier nicht aufschreiben. Sehr ergreifend und mit Tränen gehe ich in die Mitte zum Platz auf die Steinplatte im Boden zu, die ich vor Jahren schon Fotografiert hatte und die hier auch Hintergrundbild auf der Seite ist. Dort halte ich kurz inne und setze mich dann zu Diane und Johannes auf den Platz.
Lange sitze ich dort nicht, denn Whiliam kommt als erster auf mich zu, wow irre und es geht direkt weiter die beiden Amerikaner (also die laut Juan immer Taxi gefahren sind) kommen freudestrahlend auf mich zu und wir liegen uns in den Armen. 
Die Begrüßungen und Umarmungen gehen immer weiter, zu schön was hier gerade passiert.


Etwas später schaue ich mal wo es die Kompostella gibt und beschließe es Morgen gleich nach dem öffnen zu versuchen, da hier jetzt eine Wartezeit von fast 2 Stunden angegeben wird. Ist auch nicht so wichtig, obwohl ich das schon gerne direkt mit Rucksack und so wie ich hier angekommen bin, erledigt hätte. Ich hab Zeit genug, also wo ist mein Apartment. Kann leider noch nicht rein, also Rucksack abgeben und auf zum Shopping. 3 T-Shirts eine kurze Hose und leider keine Schlappen gefunden, aber da kann ich ja noch in Ruhe schauen. Ab ins Apartment, die Zeit ist soweit.
Wäsche waschen, Badewanne, noch den Kühlschrank für paar Tage auffüllen und immer mal wieder auf den Platz vorbei schauen und genießen was sich dort dauerhaft abspielt, ein kurzer Besuch in der Kathedrale und dann ist es auch gut für Heute mit dem laufen.

Ich Paniere mir noch etwas Huhn und mache mir mein Essen und dann ist nur noch ausruhen angesagt.


Auf dem ganzen Weg nicht ein Stück Schnitzel... das musste jetzt einfach sein.