06.05.2017 Calzedilla de la Cueza - Sahagun


Schritte: 28.131
Strecke: 22 Km
Zeit: 5:49
Höhe: 163m 4 St. (komische Stockwerke)
Blasen: 0

Und zum einkaufen rennt man dann nochmal 5,5 Km durch die Stadt als wenn es nix wäre...

Die Nacht war deutlich besser als erwartet. Platz am Fenster mit Heizung am Hintern! Ich hatte also die Gewalt über frische Luft und Wärme... was will man mehr für 5 Euro?! :-)
5:30 Uhr bin ich zum ersten Mal richtig wach und wundere mich, wo die vier Franzosen um mich herum geblieben sind... Alle Betten leer! Warum gehen die bloß so früh am Tag los? Es ist doch noch zappenduster draußen. Okay, als die Madam neben mir gestern ihre Grubenlampe oben am Lattenrost aufgehangen hat, da habe ich mir sowas schon gedacht. Ich bin trotzdem erstaunt, warum die das  so machen!
Mehr als 20-30 km geht kaum einer! Das entspricht so in etwa dem Durchschnitt und mit 4-5 km/h braucht man nicht länger als 5-6 Stunden. Es sei denn, das Knie oder sonst was ist kaputt. Okay, mit 1-2 Stunden Pause komme ich im Extremfall auf acht Stunden. 
Naja okay, immer so um 13:30 Uhr ankommen - super! Dann kann man gleich als einer der ersten an der Herberge sein, um auf jeden Fall noch ein Bett zu bekommen.
Ich bin schon nach 18:30 Uhr angekommen, und der Bayer mit Sombrero kam gestern so gegen 19:00 Uhr erst an. Betten gab es bis jetzt im Mai immer noch mehr als genug.

Früh ist es heute mal und kalt. Lange Schatten - und nach 2 km ist es auch nicht wärmer geworden. Die Sonne hat heute Morgen so gar keine Kraft und 3 Grad sind wirklich sehr kalt.
Muskelkater in den Waden und die üblichen Bekannten gehen heute mit auf den Weg! 
Ein Paar aus Südafrika, die ich schon seit drei Tagen immer mal kurz treffe, und mit denen ich immer mal kurz beim Überholen spreche, sind auch den dritten Tag in Folge wieder nach kurzer Zeit vor mir. Wie jeden Morgen gleiche ich kurz mein Tempo an, und man spricht kurz. Heute mal mit dem Ergebnis, dass wir jetzt voneinander wissen, wo der oder die andere(n) herkommt.
Nach 5 km geht es langsam zum nächsten Ort Ledigos einen Weg herunter, auf dem viele große Steine liegen - und von Pilgern zu Pfeilen, Herzen, Namen, usw. ausgebreitet worden sind. Da Nobby immer nur einen halben Tag hinter mir ist, überlege ich schon die ganze Zeit, mal ein Zeichen da zu lassen - und so forme ich kurz seinen Namen groß genug, sodass man es nicht übersehen kann. Dann mache ich mich weiter auf den Weg.
Hier gibt es laut Pilgerführer gleich zwei Abkürzungen hintereinander.
 


Abkürzungen? Da braucht man mich hier nicht lange zu überreden. Also nicht in den Ort, sondern dran vorbei und die ersten 200 Meter gespart! Im Anschluss nicht dem Weg folgen, sondern an der Kreuzung nach links und dann zwar etwas spärlich ausgeschildert -  aber soll noch zu finden sein... Danach kommt man auf den alten und deutlich schöneren Weg, der dann auch 600 Meter kürzer sein soll.


Passt! Ist recht gut zu finden und ein paar Pilger hinter mir machen es mir nach... Ob sie wissen, was sie da tun oder nur dem nächsten Rucksack vor sich folgen, weiß ich leider nicht. Im folgendem Ort habe ich kurz noch etwas gesessen, aber von dem Weg hinter mir kam niemand mehr. Wahrscheinlich sind die doch nur dem Rucksack vor ihnen gefolgt und dann doch noch umgekehrt. Hier treffe ich jetzt am Brunnen am Ortsausgang zum dritten Mal auf den Bayern mit dem Riesen-Sombrero, der gestern als letzter so gegen 19:00 Uhr das 18km-Stück hinter sich gebracht hat.

Er kam an und meinte nur: "Ah,geh a sauwetter habst ihr hier!". Ich war gerade draußen und wollte nur wissen, wie er bei dem Wind geschafft hat, hier mit Hut anzukommen...


Bis zum nächsten Ort gehen wir jetzt gemeinsam und stellen fest, dass wir schon eine Menge gemeinsame Bekanntschaften auf dem Weg gemacht haben, "ach den kennst du auch..."

Er ist ewiger Junggeselle aus Ingolstadt und hat massenhaft Überstunden angesammelt, um sich die fünf Wochen frei nehmen zu können. Im letzten Jahr war er mit seiner Nichte auf dem Weg, und die hat danach gemeint, sie würde nie wieder mit ihm zusammen Urlaub machen. Nun ist er alleine hier unterwegs und seine Nichte hatte vorher trotzdem gefragt: "Darf ich wieder mit?" Na, so ändert sich die Meinung im Laufe der Zeit.

Er erzählt mir noch, dass er in Sahagun in einem Hotel übernachten wird, und ich bin erstmal völlig empört, sage ihm auch gleich: "Nee, das kannst du ja wohl nicht machen, dann musst du jetzt alleine weiter gehen - sowas kann ich nicht unterstützen!". Da ich weiß, welches Hotel er meint (ich hab ja schließlich das Selbe gebucht), frage ich ihn gleich, auch um den Scherz aufzulösen: "Was hat dich überzeugt, die 40 Euro inklusive Frühstück, oder die Badewanne? Bei mir war es die Badewanne!"

"Ah geh, du Depp! Da verarscht du mi!"

Er macht es auch immer mal so, wie es passt! Die Erfahrung, dass man oft blöde angeschaut wird, wenn man sagt "ich schlafe im Hotel", hat er ebenfalls gemacht.

Im nächsten Ort geht er für eine Pause in eine Bar und wir verabreden uns auf "a Halbe" am Abend in der Hotelbar, da ich noch ein bisschen weiter gehen möchte.

 


Der Weg zeigt sich heute wieder von seiner schönen Seite. Gut zu gehen und optische top!

Tja, nur nach 15 km und jetzt 7 Grad ist es mit einem Kaffee, einer Banane und einem Glas Wasser auch mal vorbei.

Mein Muskelkater wird heftig, die Waden wollen jetzt einfach, dass ich mal etwas esse.

Kurz vor dem nächsten Ort sehe ich dann das Schild - und gehe tatsächlich im Ort nicht in die erste Bar, sondern in die 2nd Bar.

11:00 Uhr Frühschoppen würde ich mal sagen.

Und Santiago kommt scheinbar auch immer näher.

Nur den Schildern in den Orten und an den Bars kann man leider kein wenig trauen - die stimmen fast nie, aber sie geben einem zumindest eine grobe Richtung.



Auch wieder mal sehr schön zu sehen, wie hier die Felder aussehen. Und das Feld ist frisch gepfügt. Ein warmes

Bocadillo mit Omelett zu essen - das ist so lecker, wenn man noch nichts anderes hatte.


Hier sollte eigentlich noch eine Menge stehen, hab ich auch schon geschrieben. Aber das WLAN in diesem 4-Sterne-Hotel ist die Katastrophe.

Jeder Dorfdepp mit einer Tüte Schrauben, einem alten Kleiderbügel und einem Dynamo könnte ein besseres WLAN hin bekommen.

Bricht ständig ab und da Jimdo nur online funktioniert. Ist dann eben beim zweiten Mal 15 Minuten Schreiben einfach alles so weg.

 


Hier dann nur kurz! Nobby hat das Zeichen nicht gefunden, aber er schläft direkt in dem Ort ein paar hundert Meter davon entfernt. Als ich ihm davon erzählt habe, ist er direkt zurückgelaufen und hat sich dort knipsen lassen.


Störche! Habe ich schon mal was von Störchen geschrieben? Also die gibt es hier wie Sand am Meer.


Man trifft irgendwie immer auf die selben Gruppen und kennt sich so langsam untereinander. Man soll es nicht glauben - es macht wirklich so langsam Spaß.

  


Wieder mal ein Hotel und wieder mal vergessen, dass wir Samstag haben! Da machen die Geschäfte um 15:00 Uhr zu.

Also erstmal sortieren, ein bisschen dösen und so gegen 15:00 Uhr mache ich mich auf den Weg, um etwas zu Essen zu besorgen...

Ach ja, Samstag - SUPER... und nu?

Mit etwas Glück habe ich noch eine Bar gefunden, in der ich noch ein bisschen Brot und ein Stück Kuchen bekomme. Zwei Bananen, einen Müsli-Riegel und paar Kekse habe ich ja noch. Das passt schon!

Im Hotel ist es öde. Jetzt ist es schon so weit, dass ich viel lieber in einer Herberge wäre und nicht so alleine im Hotel.

Da das WLAN so schlecht ist, gehe ich in die Lobby und versuche es dort. Nach kurzer Zeit treffe ich dort auf Hilma, den Sombrero-Bayer, und wir gehen noch auf vier Halbe in die Bar. Wir quatschen lange und viel und er will morgen gleich um 6:30 Uhr los.

Ich sage ihm noch, dass es hier Frühstück gibt und warum er nicht wenigstens hier was essen möchte. Nee, er will morgen Strecke machen! 

Nach dem vieren Halben meint er dann: "Okay, dann bleibe ich bis zum Frühstück. Aber ich gehe gleich, wenn die aufmachen und dann direkt los."


Eigentlich wollte ich ja noch in den Fitnessraum und ein bisschen aufs Laufband, aber davon hat mich Hilma leider abgebracht. 


Da das mit dem Internet hier oft wirklich nicht so leicht ist und ich auch irgendwie nicht mehr so die Zeit finde, alles (oder zumindest das Wichtigste) aufzuschreiben, werde ich die nächsten Etappen nicht mehr ganz so ausführlich schreiben können und mich auf das Wichtigste beschränken.