Ist das überhaupt so wichtig und muss denn immer gleich
alles einen Namen haben?
Wikipedia sagt dazu: (1) "Pilger, veraltet auch Pilgrim („Fremdling“), stammt vom
lateinischen Wort peregrinus (oder peregrinari, „in der Fremde sein“) ab. Eine Einzelperson wurde früher
als Pilgersmann bezeichnet. Im
Kirchenlatain bezeichnet als pelegrinus eine
Person, die aus religiösen Gründen in die Fremde geht, zumeist eine Wallfahrt zu einem Pilgerort unternimmt, zu Fuß oder auch unter Verwendung eines
Transportmittels."
Erstmal vorweg, ich habe einen Namen, bin Karsten aus
Uelzen und werde im Februar 2017 50 Jahre alt. Diese Seite mache ich für die Familie zuhause, damit es auch ohne viel telefonieren möglich ist, zu sehen und zu lesen wo ich bin und wie es mir
gerade so ergeht. Ebenso ist die Seite für mich gedacht, um in der Zeit davor meine Gedanken und Planungen gebündelt aufschreiben zu können und auch um im Anschluss ein bebildertes Tagebuch
als dauerhafte Erinnerung zu haben.
Als besonders Fit würde ich mich jetzt nicht gerade
bezeichnen wollen. Da wo ich hin möchte führen meist Straßen hin und diese benutze ich auch sehr gerne mit dem Auto. Kondition ist im Wortschatz vorhanden, mein Körper kennt die Bedeutung
davon zur Zeit leider nur aus der Erinnerung, so von vor 30 Jahren.
Ende September 2016 Stand der Entschluss fest, nachdem ich
auch schon ein paar Jahre immer mal drüber nachgedacht hatte, nicht mehr nachzudenken und auch gerade zum 50igsten, nach dem Motto "wenn nicht jetzt, wann dann?" in 2017 "den" Jakobsweg zu
gehen. Klar es gibt nicht "den" Jakobsweg, aber wenn man davon spricht ist für die Meisten doch immer der Camino-Frances gemeint.
Die Planung der Pilgerreise kann beginnen und da bin ich
auch schon zurück bei der Anfangs gestellten Frage. Ein Fremdling der in die Fremde geht, bin ich in der Zeit auf jeden Fall aber, "bin ich jetzt ein
Pilger ja oder nein?".
Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich die Frage nicht
beantworten und eventuell bin ich auch der einzige der sich fragt, warum denn jeder der den Weg geht automatisch gleich ein Pilger ist? Zumindest nennen sich fast alle so, unabhängig vom
eigentlichen Beweggrund. Sind alle auf dem Weg Pilger, oder nur die mit einer Christlichen Motivation und wie bezeichnet man dann das was alle ohne christlichen Hintergrund auf den Weg
machen?
Ich spreche hier ausschließlich für mich, sicherlich wird
es aber auch einigen anderen so gehen, das sie, ähnlich wie bei mir gerade, für das was sie da jetzt geplant haben, keinen so wirklichen erklärbaren Grund sehen und auch nicht wissen warum
sie sich jetzt "Pilger" nennen sollen. Der Weg hat sich im Kopf festgesetzt und möchte jetzt auch gegangen werden. Sicherlich habe ich meine Gründe für eine ordentliche Auszeit, aber ob das
"Pilgern" jetzt aus einer christlichen Motivation heraus erfolgt, oder sich im Laufe des Weges dazu entwickelt...hm. Der Versuch, die Entscheidung dazu im Augenblick in Worte zu fassen, will
zur Zeit nicht funktionieren, allerdings war ich mir nur selten bei etwas so sicher, wie bei der Entscheidung zum Camino, warum auch immer...
Für die jenigen die Pilgern wegen des Ursprünglichen
Gedanken aus dem das Pilgern mal entstanden ist, stellt sich die Frage gar nicht erst und soll hier auch nicht hinterfragt werden.
(2) "Die ursprüngliche Bedeutung des
Pilgerns
Man nimmt an, dass es irische Mönche waren, die mit
dem Pilgern begannen. Die Bedeutung dahinter war, es dem missionierenden Jesus Christus und dem wandernden Abraham gleichzutun. Damals hatte das Pilgern meist kein spezielles
Ziel.
Im Mittelalter änderte sich die Bedeutung des Pilgerns
ein wenig: Man suchte jetzt meistens bestimmte Orte auf, wie Rom, Jerusalem oder das Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela. Oft wurde eine Pilgerreise erst gegen Ende des
Lebens unternommen, um sich von den Sünden zu reinigen und auf das Jenseits vorzubereiten. Anschließend traten die Pilger oft ins Kloster ein, um ihre Reinheit zu bewahren."
Für mich und alle die einfach nur mal Zeit, abseits vom
Alltag für sich und ihre Gedanken nötig haben, ist das mit dem Namen erstmal noch gar nicht so wichtig. Mag alles auf dem Weg noch kommen. Vorerst ist es der "etwas andere Urlaub" ohne die
Familie und es wird gestartet als Karsten der einen Fuß vor den anderen setzen will und das möglichst lange um einfach mal so richtig raus zu kommen. Weg vom Büro, weg von der Arbeit, weg vom
IPad, runter vom Sofa die Chips beiseite, weg vom TV und dem eingefahrenen Alltag.
Ich will mich ja nicht beschweren, ist ja alles auch schön
so wie es ist, Frau ist Klasse, Sohn ist ein Selbstläufer, Sofa ist bequem, Chips und Bier sind lecker, aber ist da noch mehr, oder geht es auch anders, will ich überhaupt mehr, anders oder
runter vom Sofa...?
Auf jedenfall suche ich keinen Urlaub als Erholung, ich
suche etwas Zeit für mich ohne viel Ablenkung, zumal Urlaub hatte ich auch schon reichlich in den letzten Jahren und jetzt muss mal eine richtige Auszeit her.
Der Anteil derer die sich so wie in meinem Fall mal eine
Auszeit von fast allem nehmen wollen, ohne dem ganzen gleich einen Namen geben zu müssen, gerade für die bietet sich "der" Weg ja auch schon förmlich an.
Eine Vielzahl an Strecken steht zur
Verfügung.
Genügend Startpunkte sind vorhanden, also für jedes
Zeitfenster ist etwas dabei.
Die Anzahl der Herbergen und Hotels also für jeden was
dabei.
Somit sind Schlafplätze und Verpflegung günstig und
reichlich vorhanden.
Die gute Ausschilderung, also viel suchen muss hier ja
wohl niemand.
Mal ohne Auto und GPS das Ziel finden
können.
Die gesamte Infrastruktur ist doch deutlich besser als bei
einer Wüsten-Safari.
Viele Gleichgesinnte und Möglichkeit zum Reden und
Gedanken austauschen.
Ebenso viel ruhige Abschnitte um für sich allein zu
sein.
Verzicht auf Komfort und alles Bequeme ohne viel dafür tun
zu müssen. Eben einfach "NUR" gehen...
Natürlich auch schnell mal die Touristen Version vom
Reisebüro "die letzten 100km" für 1786,-€ in 8 Tagen mit Reiseleitung und ausgesuchten Hotels, ist in der Heutigen Zeit möglich.
Ob das mit Pilgern dann so gemeint war, wer weiß und wer
möchte das beurteilen, jeder eben wie er es mag und so wie er es kann. Nennen mag das dann später von mir aus auch jeder so, wie Mann oder Frau es möchte.
Bin ich ein Pilger, ein Wanderer, gehe ich einfach nur
spazieren, oder mache ich eine etwas längere walking Tour? Ist es wichtig dem ganzen einen Namen zu geben, oder brauchen wir (ich) das nur um es in der richtigen Schublade einsortieren zu
können?
Allen gleich ist die Tatsache, das sich durch ein stetiges
voreinander setzen der Füße, der Körper in eine vorwärts Bewegung versetzt wird. Mein Gefühl sagt mir das ich den Weg jetzt noch nicht einsortieren muss. Ich denke mal
der Weg wird mir oder eben auch nicht sagen, warum ich ihn gehe und was er für mich bedeutet.
Aber eigentlich sollte es doch auch völlig Egal sein wie
man das ganze dann nennt, oder wo man es eben einsortiert. Wenn es dem unter uns, der seinen Körper über Tage in dieser vorwärts Bewegung trotz Schmerz, Dreck und Entbehrung halten kann,
dabei hilft das zu finden was er oder sie sich erhofft hat, oder aber auch nur dabei hilft den ersten Schritt in die richtige Richtung oder zur richtigen Entscheidung gehen zu können, dann
hat sich das "gehen" auf dem Weg oder das "pilgern" doch schon gelohnt.
Toll der Name Geher passt auch nicht, ist schon vergeben,
ist ja schon eine sportliche Disziplin die etwas komisch und verkrampft aussieht. Obwohl ich schon befürchte, das ich nach ein paar Kilometern oder Etappen auch Oft "komisch und verkrampft"
aussehen werde.
Macht nix, von mir aus sind alle auf dem Weg Pilger, ob
religiös, kulturell, privat oder anderen Gründen unterwegs, spielt da für mich nicht wirklich eine Rolle.
Wenn der Reisebüro-Pilger zuhause stolz seine Compostella
vorzeigt und es ihm das erhoffte gebracht hat, soll es mir auch recht sein. Jeder geht aus seiner eigenen Motivation heraus den Camino und hat mit etwas Glück auch das gefunden, nach dem er
gesucht hat. Auch bei mir wird sich hoffentlich auf dem Weg etwas finden, zum Thema Namen und "was mache ich hier eigentlich". OK der Name "walking" wird es definitiv nicht sein, denn das
setzt schonmal zumindest wenn man es richtig macht ein gewisses Maß an Sportlichkeit und Tempo voraus. Sportlichkeit ist nicht vorhanden und gerade mit Tempo möchte ich nicht auf dem Weg
unterwegs sein. Alles braucht seine Zeit und der Weg gibt das Tempo vor.
Ob und wann ich heraus bekommen was mich auf den Weg
gebracht hat und ob ich als "Pilger" zurück komme und auch alles was es täglich so auf dem Camino zu sehen und erleben gibt, davon erzählt hoffentlich dann das Tagebuch der einzelnen Etappen
ab dem 20.04.2017 immer etwas Lust und Zeit
vorausgesetzt.
Schauen wir mal... Buen Camino.